Falsch getankt – was du jetzt wissen musst
Es kommt weit häufiger vor, als man denkt: Jedes Jahr passieren tausende von Missgeschicken an Tankstellen. Es trifft dabei keineswegs nur Fahranfänger, sondern auch langjährige Autofahrer. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Oftmals sind Hektik oder nur eine unaufmerksame Handbewegung daran schuld. Kein Wunder, gibt es doch meist verschiedene Spritsorten an einer Zapfsäule und ein Wirrwarr an ähnlichen Produktbezeichnungen. Zudem sind die Werbeaufkleber auf den Zapfpistolen dominanter als der Name der Spritsorte. Auch, wenn sie ein Mietauto betanken wollen, greifen viele zum falschen Kraftstoff.
Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Fehlbetankung. Der Klassiker ist die Verwechslung von Diesel und Benzin, doch auch neue Treibstoffe wie E10 oder die Nutzung von AdBlue kann zu Problemen führen. Wichtig ist es, im Fall der Fälle richtig zu handeln, um Schäden zu vermeiden.
Beim Tanken kann man einiges falsch machen
Die Folgen einer Falschbetankung können je nach Art des Fehlers und des Fahrzeugs unterschiedlich ausfallen. Wir haben dir die häufigsten Tanksünden und deren Auswirkungen aufgelistet:
Benzin in Diesel getankt:
Diesel und Benzin besitzen ganz unterschiedliche Eigenschaften: Diesel ist ein schweres, öliges Gemisch, das die Schmierung des Motors unterstützt, während Benzin ein flüchtigerer Stoff ist, der diese Funktion nicht erfüllt. Bei einer Verwechslung der beiden Kraftstoffe kann es wegen der verminderten Schmierung zu einer Überhitzung des Motors kommen.
Auch die Einspritzanlage kann ernsthaft geschädigt werden, sodass ein Austausch des gesamten Einspritzsystems inklusive Hochdruckpumpe, Injektoren, Kraftstoffleitungen und Tank erforderlich wird.
Solltest du versehentlich Benzin oder Super in Diesel getankt haben, dann starte das Fahrzeug auf keinen Fall, da dies den Schaden erheblich verschlimmern kann. Lass den Tank vom Profi auspumpen.
Diesel statt Benzin getankt:
Ein weiteres häufiges Missgeschick ist das Tanken von Diesel in einen Benzinmotor. Diesel ist viel zähflüssiger und wird nicht so effizient verbrannt wie Benzin. Da Diesel-Zapfpistolen einen größeren Durchmesser haben, passen sie allerdings gar nicht erst in den Benzintank. Die Verwechslung sollte dir also sofort auffallen.
Sollte dennoch auf irgendeine Weise Diesel in deinen Benziner gekommen sein, ist es möglich, dass dein Auto trotzdem noch ein paar Meter fährt, weil noch ein bisschen Benzin in der Leitung war. Vielleicht startet es aber auch gar nicht erst.
Auf jeden Fall kann Diesel die Zündkerzen, die Einspritzanlage und die Abgasnachbehandlung verstopfen oder beschädigen. Um das zu vermeiden, darfst du das Fahrzeug unter keinen Umständen starten. Rufe die Profis und lass den Dieselkraftstoff abpumpen.
Je nachdem, wie viel Diesel du noch im Tank hattest und wieviel von dem falschen Kraftstoff du getankt hast, kannst du in seltenen Fällen auch einfach richtigen Sprit nachtanken – zumindest, wenn du ein älteres Fahrzeug mit Wirbel- oder Vorkammer-Diesel dein Eigen nennst. Aber das solltest du den Fachmann entscheiden lassen.
E10 statt E5 getankt:
E10 ist ein Kraftstoff, der bis zu 10% Ethanol enthält. 90% aller deutschen Fahrzeuge sind dafür ausgelegt.
Wenn du versehentlich E10 statt des üblichen E5 getankt hast, sind die Risiken daher in der Regel relativ gering. Es kann reichen, den Tank sofort mit einem ethanolarmen Kraftstoff wie Super Plus aufzufüllen. Damit erreichst du wieder ein möglichst unkritisches Ethanol-Mischungsverhältnis. Befrage dazu aber sicherheitshalber immer einen Fachmann.
Ältere Fahrzeuge können mit E10 jedoch ernste Probleme bekommen. Ethanol kann dazu führen, dass sich Ablagerungen im Kraftstoffsystem bilden und dieses verstopfen. Zusätzlich können Dichtungen und Schläuche angegriffen werden. Überprüfe die Herstellervorgaben und lass gegebenenfalls den Kraftstoff vom Profi abpumpen.
AdBlue im Dieseltank:
AdBlue ist eine spezielle Flüssigkeit, die in Dieselfahrzeugen zur Reduzierung von Emissionen verwendet wird. Gelangt AdBlue in den Dieseltank statt in den dafür vorgesehenen Zusatztank, kann das gravierende Schäden an Einspritzanlage und Motor zur Folge haben.
Die Hersteller haben bei dieser Art der Falschbetankung unterschiedliche Vorgaben. Ein Blick in die Bedienungsanleitung hilft dir weiter. Noch besser ist es, gleich die Werkstatt zu kontaktieren.
Hast du den Motor noch nicht gestartet, reicht es meist, den Tank intensiv zu reinigen. Hast du die Zündung allerdings schon eingeschaltet, kann das teuer werden. Neben der Tankreinigung wird dann zudem ein Austausch von Kraftstoffpumpen, Leitungen, Filtern, Einspritzdüsen und Einspritzinjektoren nötig.
Sofortmaßnahmen nach einer Falschbetankung
Wenn du bemerkst, dass du falsch getankt hast, ist schnelles Handeln entscheidend. Brich den Tankvorgang sofort ab. Wie bereits erwähnt, solltest du das Fahrzeug niemals starten. Selbst wenn du nur einmal den Zündschlüssel umdrehst, kann dies den Schaden erheblich verschärfen.
Schritt für Schritt den Schaden minimieren:
- Den Motor ausschalten: Bist du bereits losgefahren, solltest du so schnell wie möglich wieder anhalten und den Motor abstellen. Starte den Motor auf keinen Fall nochmal.
- Kraftstofftank nicht weiter befüllen: Lass den Tank nicht weiter voll laufen, um die Mischung zu verdünnen.
- Professionelle Hilfe: Versuche nicht, das Problem selbst zu beheben, sondern kontaktiere umgehend eine Werkstatt oder den Pannendienst und lass diese den Tank korrekt auspumpen. Bei schwerwiegenden Fehlern wie Diesel statt Benzin getankt oder umgekehrt wird der Kraftstoff abgemischt und das System durchgespült.
Das kosten die Reparaturen, wenn du falsch getankt hast
Wenn du falsch getankt hast, entstehen dir Kosten – wie bei jeder anderen Autoreparatur auch. Diese variieren je nach Ausmaß des Schadens, Zugänglichkeit der betroffenen Teile, Arbeitskosten der Werkstatt und Kosten für Ersatzteile. Auch das Fahrzeugmodell hat Einfluss auf den Preis.
Kleinere Fahrzeuge verursachen oft niedrigere Reparaturkosten als Luxusautos. Die komplexen Kraftstoffsysteme moderner Autos hingegen lassen die Kosten in die Höhe schnellen. Sind auch noch elektronische Komponenten beschädigt, kostet das ebenfalls extra.
Übersicht über mögliche Kosten:
- Auto abschleppen lassen: ca. 120 Euro
- Kraftstoffanlage auspumpen und ausspülen: 150 bis 300 Euro
- Alten Kraftstoff fachgerecht entsorgen: ca. 250 Euro
- Motorschaden durch Falschbetankung: 2.000 bis 7.000 Euro
- Reinigung der Einspritzanlage: 50 bis 200 Euro
Es gibt jedoch auch günstigere Alternativen, wie etwa die Überprüfung der Kraftstoffanlage ohne sofortige Reparatur. Dafür musst du mit 50 bis 150 Euro rechnen.
Das hilft dir, eine Falschbetankung zu vermeiden
Fahrzeuge, die jünger als 25 Jahre sind, sind meist mit Schutzsystemen ausgerüstet, die Fehler beim Tanken verhindern oder minimieren. Oft besitzen sie Tankstutzen und Öffnungen, die speziell für einen bestimmten Kraftstofftyp konstruiert sind. Manchmal gibt es auch Farbcodierungen am Tankdeckel, die Verwechslungen verhindern sollen.
In modernen Dieselfahrzeugen ist das AdBlue-Tanksystem so ausgelegt, dass du keinen Diesel in den AdBlue-Tank füllen kannst. Viele moderne Autos sind zudem mit Warnsystemen ausgestattet, die auf ein Problem hinweisen, falls der falsche Kraftstoff getankt wird oder ein Problem mit dem Kraftstoffsystem besteht.
Trotzdem ist es ratsam, beim Tanken besonders aufmerksam zu sein. Vor allem, wenn du ein älteres Modell fährst. Nimm dir genügend Zeit und achte immer auf die Beschriftungen und Symbole auf Tankdeckel und Zapfpistole.
Kraftstoff-Kennzeichnung
Auch die EU-weit einheitliche Kraftstoff-Kennzeichnung durch geometrische Formen ist hilfreich. Jede Kraftstoffart hat eine eigene geometrische Form: Benzin einen Kreis, Diesel ein Quadrat und gasförmige Kraftstoffe eine Raute. Die jeweilige Sorte steht in der Mitte der Form. E steht für Benzinkraftstoffe, B für Diesel, CNG und H2 für gasförmige Kraftstoffe, LNG für Flüssiggas, LPG für Autogas. Stimmen die Symbole an der Zapfsäule mit denen im Tankdeckel überein, hast du alles richtiggemacht.
Bei E-Fahrzeugen muss der Buchstabe in einem sechseckigen Symbol auf der Ladesäule und im Tankdeckel oder der Steckdosenklappe übereinstimmen. Die Buchstaben B bis E stehen für AC-Ladetechnik, die Buchstaben K bis O für DC-Ladetechnik.
Falsch getankt – welche Versicherung greift?
Wenn du falsch getankt hast, zahlt weder Kfz-Haftplicht- noch Kaskoversicherung. Du bleibst also auf den Kosten für das Abpumpen des Sprits und die Reparaturen am Kraftstoffsystem sitzen. Hast du allerdings einen Kfz-Schutzbrief, übernimmt die Versicherung die Gebühren für das Abpumpen und Säubern des Tanks.
Auch die Tankstelle ist übrigens nicht haftbar für Falschbetankungen, es sei denn, es wurde eindeutig ein Fehler vom Tankstellenpersonal gemacht.
Sonderfall: Haftung bei einem Firmenwagen
Fährst du einen Firmenwagen, muss geklärt werden, wer die Verantwortung für die entstandenen Kosten übernimmt. Die Haftung hängt stark von den internen Regelungen des Unternehmens und den individuellen Versicherungsbedingungen ab. In den meisten Fällen bist du als Fahrer verantwortlich, besonders bei grob fahrlässigen Fehlern.
Es ist jedoch immer ratsam, die genauen Bedingungen im Arbeitsvertrag und die Firmenrichtlinien zu überprüfen. Vielleicht besteht ja eine Haftungsfreistellung. Einige Unternehmen haben auch eine Kulanzregelung, bei der die Versicherung des Unternehmens teilweise oder vollständig die Kosten übernimmt. Wichtig ist es, den Vorfall frühzeitig zu melden, um mögliche Konflikte zu vermeiden.
Fazit: Vorsicht beim Tanken!
Falsch getankt – das kann jedem passieren. Es ist nicht nur ärgerlich, sondern wird auch teuer. Doch mit schnellem Handeln und ein wenig Vorsicht kannst du die Schäden minimieren und dich vor hohen Reparaturkosten schützen.
Brich im Notfall den Tankvorgang sofort ab. Bist du schon losgefahren, halte so schnell wie möglich wieder an. Rufe dann eine Werkstatt oder den Pannendienst an. Diese können den Tank korrekt auspumpen. Wenn du beim Tanken achtsam bist und weißt, was im Notfall zu tun ist, kannst du in den meisten Fällen größeren Schaden verhindern.
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